Wie schütze ich meine Gesundheit? (1939)

(BArch, Plak 003-015-054, v. 13.3-14)

Eine große Frage der „Volksgesundheit“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellte die Tuberkulose der Atmungsorgane dar. Mitte der 1930er Jahre belegte sie im Hinblick auf die Schwere der Erkrankung nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen Platz 2 in der Todesursachenstatistik, lag damit noch vor der Krebserkrankung. Eine große Gesamtzahl von Infizierten, der ‚schleichende’ Erkrankungsprozess und die Kosten, die eine oft jahrelange Heilstättenbehandlung und die lange Arbeitsunfähigkeit nach sich zogen, sorgten dafür, dass die Tuberkulose bei Ärzten und Gesundheitspolitikern gefürchtet war. Aus diesen Gründen wurde auch das Infektions- und Krankheitsgeschehen von staatlichen und kommunalen Medizinalbehörden regelmäßig beobachtet. Die tuberkulosebezogenen Daten sollten erfasst und wissenschaftlich ausgewertet werden, um die Effektivität der präventiven Maßnahmen zu verbessern.

 

Da die Tuberkulose den „Volkskörper“ in doppelter Hinsicht beschädigte, indem sie die Leistungs- und Reproduktionsfähigkeit der gegenwärtig lebenden Bevölkerung minderte, aber zugleich als vermeintliches „Keimgift“ die Qualität des Erbgutes beeinträchtigte und dem Volk der Zukunft eine genetisch schlechtere Ausstattung vererben würde, stand die Tuberkulosebekämpfung im Zentrum gesundheitsfürsorgerischer Maßnahmen.

 

Die Röntgenreihendurchleuchtung verschiedener Bevölkerungs- und Berufsgruppen gehörte daher zu den wichtigsten Maßnahmen, die der Erhaltung von „Volksgesundheit“ und körperlicher Leistungsfähigkeit dienen sollten. Die serienmäßige Herstellung der neu entwickelten Röntgenschirmbildfotografiegeräte ermöglichte die organisatorische Rationalisierung der Früherkennung von Tuberkuloseerkrankungen. Im Verein mit dem Zugriff auf die Personalressource der vielen ehrenamtlich tätigen, straff organisierten Mitglieder der diversen NSDAP-Formationen erschien sogar die „Röntgengesamterfassung“ der deutschen Bevölkerung nun als eine lösbare Aufgabe.

 

Die Tuberkulosebekämpfung des NS-Staates gab auch ein lohnendes Objekt für die deutsche Auslandspropaganda ab. Die auflagenstarke, in über zwanzig Sprachen erscheinende Propaganda-Illustrierte „Signal“ bildete im September 1940 ein Foto mit dem Titel ab: „Federnden Schrittes, sportgestählt, kerngesund – so marschiert der deutsche Soldat von heute“. Der Begleittext bezieht sich explizit auf den Erfolg im Kampf gegen die Tuberkulose, den man der Entwicklung des Röntgen-Kleinbildgerätes durch Prof. Holfelder verdanke.

Universalschirmbildgerät nach Griesbach der Fa. Koch & Sterzel, Dresden. Aufstellung des Gerätes für Schirmbildserienaufnahmen,

Universalschirmbildgerät nach Griesbach der Fa. Koch & Sterzel, Dresden. Aufstellung des Gerätes für Schirmbildserienaufnahmen,

(in: Griesbach, Rolf: Die Tuberkulosebekämpfung. Grundlagen und Wege zu einer einheitlichen und erfolgreichen Durchführung, Leipzig 1941, S. 198, Abb. 17)

Wehrmachtsoldaten: „Federnden Schrittes, sportgestählt, kerngesund – so marschiert der deutsche Soldat von heute“

Wehrmachtsoldaten: „Federnden Schrittes, sportgestählt, kerngesund – so marschiert der deutsche Soldat von heute“ (in: Dollinger, Hans (Hg.), Facsimile Querschnitt durch Signal, eingeleitet von Willi A. Boelcke, Bern 1969, S. 36) – Holfelder, Röntgenreihenuntersuchung

Wehrmachtsoldaten: „Federnden Schrittes, sportgestählt, kerngesund – so marschiert der deutsche Soldat von heute“ (in: Dollinger, Hans (Hg.), Facsimile Querschnitt durch Signal, eingeleitet von Willi A. Boelcke, Bern 1969, S. 36) – Holfelder, Röntgenreihenuntersuchung

Untersuchung von HJ-Angehörigen

Untersuchung von HJ-Angehörigen, Januar 1944
(BArch, Hoffmann, Bild 183-J08974-2) [Art. 4, Abb. 1]

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