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Generalplan Ost

Der erfolgreich absolvierte Einsatz des neuen Gerätes auf dem Reichsparteitag der NSDAP 1938 motivierte SS-Standartenführer Hans Holfelder zur Bildung eines motorisierten Röntgenzuges. Ein erweiterter Mitarbeiterkreis aus ausgesuchten SS-Sanitätsmännern und die neue Mobilität der Röntgeneinrichtung ließen nun auch andere räumliche Einsatzbereiche zu. So absolvierte der „motorisierte Röntgenzug“ unter der Bezeichnung „Röntgensturmbann SS-Hauptamt“ im Sommer 1939 einen mehrwöchigen Großeinsatz bei der Durchleuchtung der gesamten Bevölkerung des Landes Mecklenburg. Die Röntgenwagen fuhren jedoch nicht nur durch die deutschen Gaue, sondern sie folgten auch der deutschen Wehrmacht auf ihrem Eroberungsfeldzug in den Osten. Die flexible Ausstattung des Röntgen-Zuges ermöglichte dabei nicht nur die Durchführung der Röntgenreihenuntersuchung, sondern Personal und Einrichtung konnten zugleich als Feldröntgentruppe eingesetzt werden und die üblichen, im Feldlazarett anfallenden röntgenologischen Aufgaben übernehmen.

 

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb jedoch das Aufspüren Tuberkuloseverdächtiger der hauptsächliche Einsatzzweck der Einheit, die ihre Anweisungen für diese Aufgaben durch den Reichsgesundheitsführer erhalten sollte, der auch für die Organisation des Gesundheitsdienstes bei der Umsiedlung der „Volksdeutschen“ verantwortlich war.

Die immensen Bevölkerungsbewegungen, die im Zusammenhang des „Generalplans Ost“ ausgelöst wurden, verschoben die Menschen im Großraum Europas nach „blut- und volksmäßiger Zugehörigkeit“. Daher kam es auch zu einer Westwanderung der sogenannten Volksdeutschen, die zuvor allerdings erst einer gesundheitlichen Prüfung unterzogen wurden.

Zum Gesamtkontext vgl. die online zugängliche Ausstellung der DFG zum Thema unter Generalplan Ost.

Mit dem Jahr 1941 wurde Höchststärke des nunmehrigen „Röntgen-Sturmbann(s) beim SS-Führungshauptamt“, der weiterhin von SS-Standartenführer Prof. Dr. Holfelder geführt wurde, stark angehoben und die Aufgabe der mobilen Tuberkulosebekämpfung über die Reichsgrenzen hinaus erweitert: Es waren nun deutsche „und andere Völker“ zu erfassen. Die Untersuchung der polnischen Bevölkerung auf Tuberkulose diente nicht der Identifizierung Erkrankter, um sie einer Therapie zuzuführen, dies geht klar aus dem Schriftwechsel der politisch Verantwortlichen, darunter auch Dr. Kurt Blome, hervor. Die Alternativen für das Schicksal der vermuteten rund 35.000 offen-tuberkulösen polnischen Menschen waren Erschießung und „Reservat“, „so wie man dieses ja auch von den Lepra-Kranken her kennt“, wo nach Blomes Vorschlag die ganze Familie interniert werden solle. Die Familienangehörigen könnten dann ihre Kranken bis zum Tode versorgen.

Ein Röntgenzug mit 3 Röntgenwagen des Röntgensturmbann-SS-Hauptamts (1939). In: Deutsche Militärarzt 4 (1939), H. 11, S. 493

(Foto, Der Deutsche Militärarzt 1939)

Demütigung eines jüdischen Mannes durch Bartscheren ((bpk/Joe Heydecker)) (bpk 30024370)

Untersuchung eines wolhyniendeutschen Umsiedlers in Lodz, 1940 (SZ Photo)

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